Was Apollo zum Erfolg machte (2/3): Die Planung

23. September 2024
Autor: Peter Schnoor   |   Lesezeit: 8 Minuten
Im Jahre 1970 veröffentlichte die Zeitschrift "Astronautics & Aeronautics" eine achtteilige Artikelserie mit dem Titel "What Made Apollo a Success" (Was das Apollo-Programm zu einem Erfolg machte). Darin schildern führende NASA-Mitarbeiter die Prinzipien, die Menschen auf den Mond gebracht haben. Auch wir können daraus viel lernen. Teil 2: Eine solide Planung.

Was wollen wir erreichen?

Am Beginn jedes neuen Projektes, egal ob groß oder klein, steht die Frage der Mission: Was wollen wir erreichen? Wo wollen wir hin?

Im Bezug auf das ambitionierte Apollo-Mondlandeprogramm der NASA wurde die allgemeine Richtung von Präsident John F. Kennedy in einer Rede am 12. September 1962 vorgegeben: "We choose to go to the Moon."

Dieser Rede vorangegangen waren Jahre der Enttäuschungen, in denen die Sovietunion einen Erfolg nach dem anderen im Weltraum für sich verbuchen konnte - und die USA immer nur unrühmliche Zweite wurden. Nun wollte man aufholen und bis zum Ende der Dekade einen Menschen auf den Mond bringen. Und damit den technologischen Rückstand aufholen, das Ansehen der USA wieder herstellen, den Weltraum für die "freie Welt" erobern und nebenbei der US-Wirtschaft eine neue Investitionsspritze verpassen.

Auch wenn ich mit unseren Kunden zusammensitze, um die Eckdaten eines neuen Projektes zu besprechen, geht es zu Beginn immer grundsätzlich um die Frage: Was ist unser Ziel? Der Umfang des Projektes mag kleiner sein als das US-Raumfahrtprogramm der 60er Jahre, aber es ist wichtig, dass sich zu Beginn alle einig sind, wo es überhaupt hingehen soll. Wollen wir die Sichtbarkeit im Internet verbessern? Die Marke des Kunden schärfen? Boden gegenüber der Konkurrenz gut machen? Mehr oder passendere Bewerbungen bekommen? Ein neues Produkt launchen?

Es klingt banal, aber es passiert gar nicht so selten, dass Agenturen sofort in das "Wie" einsteigen, bevor sie das "Wohin" geklärt haben. Dabei hängt das "Wie" immer entscheidend vom "Wohin" ab. Ohne "Wohin" kann es passieren, dass man zwar viele (teure) Aktivitäten entwickelt, aber am Ende kaum etwas erreicht.

In Schritten zum Erfolg

Steht das "Wohin" und sind sich alle Parteien einig darüber, kann die Planung beginnen. Wie erreichen wir das Ziel, das wir uns vorgenommen haben, auf die beste Art und Weise? Und was bedeutet überhaupt "die beste" Art und Weise? Die gründlichste? Die schnellste? Die sicherste? Die preiswerteste?

Das kann von Fall zu Fall unterschiedlich aussehen. Für die NASA stand damals fest: Das Programm sollte bis Ende der 60er Jahre erfolgreich sein, was ein ausgesprochen ambitionierter Zeitplan war. Es musste also schnell gehen. Gleichzeitig bedeutete der Zeitplan aber auch, dass man sich auf dem Weg nicht viele Rückschläge leisten konnte - es musste also auch sehr gewissenhaft gut geplant ablaufen. Und dabei sollten natürlich so wenige Unfälle wie möglich stattfinden, denn zu viele menschliche Opfer unter den Astronauten hätte nicht nur das Ende des Programms bedeuten, sondern auch den ohnehin angekratzten Ruf der NASA und der USA nachhaltig beschädigen können. Sicherheit der Astronauten hatte also eine sehr hohe Priorität. Die Kosten wiederum hatten bei diesem Projekt eine eher geringere Priorität.

Das kann bei anderen Projekten ganz anders aussehen. Vielleicht spielen die Kosten eine größere, der Zeitplan eine weniger große Rolle. Wie dem im Einzelfall auch sei - man muss in jedem Fall gut überlegen, welche Zwischenschritte notwendig sind, um das Ziel zu erreichen.

Die NASA definierte diese Schritte in verschiedenen Missionen. Von Apollo 4-6, in denen die Mondrakete Saturn V sowie der Wiedereintritt des Raumschiffs getestet und verfeinert wurden (noch ohne Crew-Beteiligung) arbeitete man sich Mission für Mission weiter vor, bevor man dann mit Apollo 11 bereit war für die eigentliche Mondlandung. Die Missionen waren so angelegt, dass sie einerseits immer neuen Fortschritt brachten, andererseits aber die Crews und Boden-Teams nicht mit zu vielen Neuerungen überfrachteten.

Apollo-Missionsplan mit fortschreitenden Fähigkeiten Der Missionsplan der NASA mit den fortschreitenden und aufeinander aufbauenden Fähigkeitsschritten.

Eine "Missionsplanung" für eines unserer Projekte kann ganz ähnlich aussehen. Ein Schritt baut auf dem anderen auf, bringt aber jeweils wichtige Neuerungen und legt das Fundament für spätere Entwicklungen - bis man am Ende das gesteckte Ziel erreicht hat. In dieser Grafik ist aufgelistet, welche Schritte beispielsweise für eine neue Website in Verbindung mit einer überarbeiteten CI, Logo etc. geplant werden könnten:

Ein Beispielplan für ein Website-Projekt mit fortschreitenden Fähigkeiten Beispielhafter "Missionsplan" für die Veröffentlichung einer neuen Website und CI.

Ein Schritt baut auf den anderen auf und so kann man sicher sein, dass alles ordentlich definiert und getestet ist, bevor man im nächsten Schritt die Funktionalitäten erweitert. Außerdem ist so gewährleistet, dass jeder im Projekt Beteiligte sofort erkennen kann, wo wir gerade stehen - und was als nächstes benötigt wird. Das macht die gesamte Projektentwicklung transparent und effizient.

Die Macht von Checklisten

Jeder Pilot weiß: bei komplexen Abläufen kann man unmöglich alles im Kopf behalten. Piloten verwenden für alle missions-kritischen Abläufe daher klare Checklisten, selbst dann, wenn sie eine Prozedur bereits tausende Male durchgespielt haben. Denn gerade dann können sich Unachtsamkeiten und Flüchtigkeitsfehler einschleichen.

Dieses Prinzip aus der Luftfahrt wurde bereits ganz zu Beginn der Raumfahrt übernommen. Checklisten erhöhen seitdem in beiden Bereichen nachweisbar die Sicherheit und die Konstanz von Abläufen. Im Apollo-Programm haben sich Spezialisten aus Entwicklung, Flugleitplanung und Management zusammengesetzt und alle denkbaren Szenarien durchgespielt: Was, wenn ein Treibstofftank ausfällt? Was, wenn zwei ausfallen? Für jedes dieser Szenarien - und tausende mehr - wurde eine entsprechende Checkliste und konkrete Handlungsschritte definiert.

Nun könnte man sagen: Viel vergebliche Mühe. Die meisten der Szenarien sind ja bekanntermaßen nie eingetreten. Und doch hat allein das "Vorbereitet-Sein" auf diese möglichen Szenarien dazu geführt, dass Missionen nicht abgebrochen werden mussten, obwohl manches Unvorhergesehene passiert ist.

In unserer Branche sind Checklisten zum Glück deutlich weniger kritisch für Leib und Leben von Menschen, als sie das bei Luft- und Raumfahrtmissionen sind. Und natürlich schreiben wir nicht für jeden Kunden unsere Checklisten um. Aber wir arbeiten mit Checklisten und wir tun das bewusst, weil auch uns trotz aller Erfahrung manches durchrutschen kann. Dadurch, dass wir beispielweise für die Veröffentlichung einer Website klare Checks haben, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass uns dabei keine größeren Fehler passieren. Die Folgen eines Flüchtigkeitsfehlers mögen weniger tödlich sein - teuer und ärgerlich kann es allemal werden, für uns und unsere Kunden.

Flugleitung und Flug-Kontrolle

Die Frage, wer ein Raumschiff steuern soll, ist nicht so trivial, wie sie heute scheint. Zu Beginn der menschlichen Raumfahrt war es allein die Technik, die die Raumschiffe steuerte. Juri Gagarin saß noch in einer Kapsel, in der er praktisch keinerlei eigene Steuerung hatte. Und auch die Amerikaner haben noch bis ins Mercury-Programm hinein schwerpunktmäßig eine automatisierte Steuerung verwendet, wie sie bei Sprengköpfen ballistischer Interkontinentalraketen üblich war.

Sehr bald hat man aber auf beiden Seiten des Atlantiks festgestellt, dass es durchaus von Vorteil sein kann - und auch der Sicherheit dient - wenn der Pilot einen großeren Einfluss bekommt. Und so war die Steuerung der Apollo-Missionen teils automatisch, teils manuell, aber immer von der Bodenkontrolle überwacht und unterstützt. Dieses System hat sich besonders dann bewährt, wenn die Computersysteme irrtümlich Fehler warfen, wie es z.B. bei der Mondlandung von Apollo 11 der Fall war. Im Landeanflug zeigte der Computer plötzlich einen unerwarteten Fehler an. Die Crew unter Neil Armstrong konnte diesen Fehler aber auch mit Hilfe der Experten in Mission Control schnell bewerten, überschreiben und den Landeanflug fortsetzen.

Dieses Zusammenspiel zwischen Crew und Technikern findet sich - im Kleinen - in unserem Alltag im Zusammenspiel zwischen Kunden und Agentur wieder. Moderne Content Management-Systeme machen es möglich, dass Kunden ihre eigene Website fast nach Belieben bearbeiten und verändern können. Und diese Freiheiten geben wir Kunden sehr gerne. Gleichzeitig müssen aber regelmäßige Backups erstellt und Sicherheitsupdates eingespielt werden. Im Idealfall müssen wir in keinem dieser Fälle eingreifen. Aber wir überwachen den Fortschritt automatisierter Prozesse fortlaufend und holen auch Daten über die Funktion der Website allgemein ein. So können wir schnell auf mögliche Ausfälle oder Fehler reagieren und unsere Kunden effektiv dabei unterstützen.

Das sehe ich persönlich als einen der großen Vorteile einer professionellen Agentur an. Eine einigermaßen funktionierende Website entwickeln kann inzwischen jeder. Um sie im fortlaufenden Betrieb sicher zu halten und auf mögliche Fehler schnell reagieren zu können, ist aber viel Erfahrung nötig. Diese Erfahrung stützt sich in unserem Fall auf jahrzehntelange Praxis im Webdesign und viele Fehler, die wir bei uns und bei anderen erlebt haben, und auf die wir bereits im Vorfeld gute Antworten entwickelt haben.

Ist das wirklich alles nötig?

Bleibt noch eine Frage: Geht es nicht auch einfacher? So ein Aufwand ist doch sicher sehr teuer?

Meine Antwort darauf ist: Klar, es geht auch einfacher. Man kann eine Website auch schnell und "nach Gefühl" entwickeln. Man braucht nicht unbedingt Checklisten oder muss auch nicht groß in den laufenden Betrieb eines Systems eingreifen. Aber ist das gut und nachhaltig? Ich glaube, nicht. Den Aufwand sollte man sich machen - aber man muss ihn nur einmal machen. Wohingegen anders entwickelte Websites oft eine sehr geringe Halbwertszeit haben und schon bald wieder eine teure Überarbeitung brauchen.

Und ist es sehr teuer? Nein, richtig gemacht muss all das nicht teuer sein. Das Apollo-Programm hat 25,4 Milliarden US-Dollar gekostet, das wären heute etwa 150 - 160 Milliarden US-Dollar. Das war teuer. Aber es war auch von vorne bis hinten neu: neue Technologien, neue Wissenschaft, neue Abläufe, ein "großer Schritt für die Menschheit". Das ist im Webdesign heute anders. Checklisten und klare Abläufe muss man nicht für jeden Kunden neu erfinden. Und eine klare Zieldefinition zu Beginn eines Projekts, verbunden mit gut durchdachten und in der Praxis erprobten Zwischenschritten spart am Ende sogar Geld.

Große Schritte geplant?

Was für Raumschiffe gilt, gilt auch für Websites: Missionen wollen gut geplant sein, sonst ist der Schaden groß.
Kontaktieren Sie uns und lassen sich beraten! Damit ihr nächster Schritt da hin geht, wo sie es wollen.

Unterschrift
Peter Schnoor, Gründer Netjutant
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